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Freitag, 31. August 2012

Bürgerinformation zur Nahversorgung Niederpleis

 ... und wie man sie nicht machen sollte

Kaum ist meine urlaubsbedingte Blog-Pause vorüber, muss ich mich schon wieder ärgern! Wegen der von der Stadtverwaltung inszenierten Bürger-Info zum Nahversorgungszentrum Niederpleis. Die Veranstaltung war zum Davon-Laufen, und das nicht nur weil Karl-Heinz Meys in seiner bekannten Volksverführer-Manier gegen das vorgestellte Nahversorgungskonzept, das Einzelhandelsgutachten, das Verkehrsgutachten und überhaupt alles polemisierte. Nein auch weil die Veranstaltung fehlstrukturiert, medial schlecht und sprachlich an den Bürgern vorbei gestaltet war.

Die Ersten verließen die Bürgerinformation zur Nahversorgung Niederpleis ca. 10 Minuten nach Beginn. Die Tapferen stöhnten, die weniger Tapferen gingen nach und nach. Wie kriegt man das so hin? Das Rezept zur Publikumsvertreibung ist einfach und wurde überzeugend demonstriert. Man nehme eine schlechte Audio-Anlage, aus der alles mulmig klingt, eine unlesbare, weil zu kleine Bild-Projektion, lasse die Reihe der Vorträge mit dem Uninteressantesten beginnen und lasse alles mit möglichst viel irritierendem Fach-Chinesisch und ohne Beachtung der Perspektive der Bürgerinnen und Bürger vortragen. Fertig ist das Frust-Event. Wen nimmt es da Wunder, dass die genervten Zuhörer hinter dem Ganzen eine perfide Absicht der Stadtverwaltung vermuten.

Wie hätte es sein sollen? 
Das Verhältnis von Vortragszeit und Diskussions-/Frage-Zeit hätte umgekehrt sein müssen. Die wesentliche Information gehört in reduzierter Form an den Anfang. Präzisieren und Differenzieren kann darauf folgen, wenn es sich auf Grund der Fragen und Diskussionsbeiträge ergibt. Und richtige, aber irritierende Fachausdrücke gehören in Normal-Sprache übersetzt. (Zum Beispiel spricht der Fachmann von "Überbauung", wenn er "Bebauung" meint. Benutzt er aber seinen Fachbegriff, meinen die Zuhörer, die vorhandene Bebauung werde mit einem Überbau versehen.)

Welche Information wäre die wesentliche gewesen?
1. Niederpleis soll wieder eine Nahversorgung im alten Kern bekommen, die wirtschaftlich über viele Jahre bestandsfähig ist. 
2. Der anstehende Investor tritt nicht als Wohltäter, sondern als Wirtschaftsbetrieb auf. Auf Grund seiner großen Erfahrung in dem Metier kann er ein kleines Nahversorgungszentrum, das sich über viele Jahre trägt, nur bauen, wenn es die von ihm kalkulierte Größe hat. 
3. Der Standort ist so interessant und so gut, dass sich auch ein weiteres Einzelhandelsunternehmen (Tengelmann) dafür interessiert, und so gut, dass die DM-Kette dort einen Laden zusätzlich zum DM-Geschäft in der Alte Heerstraße betreiben will. 
4. Die in Niederpleis bestehenden allseits bekannten Verkehrsprobleme werden durch den zusätzlichen Verkehr zum und vom Nahversorger zwar etwas verschärft, aber nicht durch den Nahversorger erzeugt. Die Entstehung des Nahversorgungszentrum bietet den Anlass und liefert die Notwendigkeit, die Verkehrsverhältnisse in Niederpleis zu verbessern.
5. Die durch den Nahversorger erzeugte zusätzliche Verkehrsbelastung beträgt in Spitzenzeiten drei Kfz pro Minute. Die Zahl der Zuliefer-Lkw beträgt 10 bis 12 pro Tag (also 0,5 pro Stunde / 1,0 pro Stunde zur Tageszeit)..
6. Die Verbesserung der neuen Verkehrssituation gegenüber der heutigen kann und soll durch Veränderung der Fahrspuren / Abbiegespuren und koordinierte Ampelschaltungen bzw. durch einen Kreisel an Hauptstraße / Pleistalstraße erreicht werden. 
7. Die Bebauung des Nahversorgungszentrums soll im Einzelnen so und so aussehen; Zu- und Abfahrten gibt es über Schul- und Paul-Gerhardt-Straße, Abfahrt auf die Paul-Gerhardt-Straße nur Richtung Honny; knapp 90 Parkplätze wird es für Beschäftigte und Kunden geben. 
8. Die Verkehrsführung soll zum Schutz der Anlieger der Paul-Gerhardt-Straße so gestaltet werden , dass diese Straße nur von Norden nach Süden zum Anfahren der Läden genutzt werden kann. 9. Der alte zusammen mit dem neuen Verkehrslärm liegt unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte. 10. Die Entlade-Zone der Zuliefer-Lkw wird "eingehaust". Sollte der Lärm dennoch die gesetzlichen Grenzwerte überschreiten, müssen Lärmschutzmaßnahmen ergriffen werden, die nicht zu Lasten der Betroffenen gehen.

Der Verwaltung muss ernsthaft zu einer Fortbildung in Medienkompetenz und Vortragsgestaltung geraten werden - auch wenn das Geld kostet. Denn die Bürgerinnen und Bürger haben es verdient, dass sie ernst genommen, sprich gut und verständlich informiert werden.