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Donnerstag, 21. November 2013

Senioren- Wohn- und Pflege-Einrichtungen ins Zentrum oder ins Grüne?

Auf dem ehemaligen Tacke-Areal wird neben dem Lebensmittel-Discounter, dem Fitness-Studio und dem Geldinstitut ein Wohn- und Pflege-Komplex für Senioren entstehen. Ein weiterer ist für den derzeitigen Schotter-Parkplatz zwischen Finanzamt und Rathausallee in der Planung. 
Ja, ist das denn richtig, wird von manchen gefragt. Soll man den alten Menschen nicht vielmehr die Ruhe im Grünen, also am Stadtrand gönnen? Solche Überlegungen mögen vor ein paar Jahren dazu geführt haben, seitens der Stadt das Ansinnen des Eigentümers des Hotels Regina zurück zu weisen, der den Plan vorgetragen hatte, einen Teil des Hotels in eine Senioren-Wohnanlage mit optionalem Catering durch das Hotel umzuwandeln. Angesichts der wachsenden Zahl alter Menschen, die zu einem großen Teil auf Fitness bedacht, mobil und unternehmungslustig sind, ist es richtig, diese Menschen mitten in der lebendigen Stadt unterzubringen und sie eben nicht auf die grüne Wiese abzuschieben. Im Zentrum haben sie kurze Wege zu den diversen Einkaufsangeboten, zu Fitness-Angeboten, zu Ärzten und anderen Gesundheitseinrichtungen, zum Rathaus und über Busbahnhof und Stadtbahnhalt auch Zugang zum Schienennetz der Deutschen Bahn und über dieses zu Flughäfen, um größere Reisen zu machen. Die zentrale und verkehrsgünstige Lage macht es möglich, das Auto abzuschaffen ohne immobil zu werden - keine schlechte Option für die Altersklasse, der man gern nahelegt, den Führerschein abzugeben.
Außer der zentralen Lage ist allerdings für die Senioren-Wohnangebote ganz wichtig, dass die Angebote flexibel sind, dass sie also einen Übergang vom Wohnen mit selbständiger Lebensführung und Versorgung über den Abruf ambulanter Versorgungs- und Pflegeleistungen bis zur Vollpflege alles bieten können. Denn wer möchte als alter Mensch alle paar Jahre in die dann jeweils passende Einrichtung wieder umziehen?

W. Köhler 

Donnerstag, 7. November 2013

Was die Fritz-Haber-Straße in Sankt Augustin mit dem Giftgas-Einsatz in Syrien zu tun hat?

Außer dem Namen und einer der Aktivitäten von Professor Fritz Haber (1868 - 1934), Nobelpreisträger für Chemie, eigentlich nichts. Das ist jedoch schon ganz viel, denn der Straßenname ehrt einen Mann, der als Chemiker eine ganz große Nummer war und dafür 1919 zu recht den Nobelpreis für Chemie verliehen bekommen hat. Aber Fritz Haber hat eine dunkle Seite, wie aus dem Wikipedia-Artikel über ihn hervorgeht:

"Durch Entwicklung der Ammoniaksynthese (zur Sprengstoffherstellung) bzw. technischer Verfahren zur Herstellung und Einsatz von Giftgas ist die Kriegführung gleichsam auf industrieller Basis möglich geworden. Das von ihm mitentwickelte Haber-Bosch-Verfahren legte die Grundlage der Weltjahresproduktion von synthetisiertem Stickstoffdünger von derzeit mehr als 100 Millionen Tonnen, der bei der Produktion der Ernährungsbasis für eine Hälfte der derzeitigen Weltbevölkerung bedeutsam geworden ist."

Segensreich also sein Wirken in Hinsicht auf die Versorgung der Menschheit mit Nahrungs-mitteln - verheerend dagegen in ihrer Wirkung die von ihm entwickelten technischen Ver- fahren, die eben die Herstellung von Giftgas zur Kriegsführung ermöglichen. Die dunkelste Facette seiner Person ist wohl aber sein mit hohem persönlichem Engagement versehener Fronteinsatz im Ersten Weltkrieg, in dem er höchst persönlich den Einsatz von Giftgas an der Flandernfront leitete und überwachte. Nach Ende des Krieges führte dies zu seiner zeitweiligen Verfolgung als Kriegsverbrecher wegen Verstoßes gegen die Haager Land- kriegsordnung.
In Syrien haben andere die Rolle von Kriegsverbrechern übernommen, indem sie Giftgas zum Einsatz brachten, und das nicht einmal gegen Kriegsgegner, sondern gegen die Zivilbevölkerung.

Die Frage, die wir uns in Sankt Augustin zu stellen haben lautet: 
Soll ein Mann, der diese zwei Gesichter hat, uneingeschränkt geehrt werden, indem eine Straße nach ihm benannt wird?

W. Köhler