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Donnerstag, 7. November 2013

Was die Fritz-Haber-Straße in Sankt Augustin mit dem Giftgas-Einsatz in Syrien zu tun hat?

Außer dem Namen und einer der Aktivitäten von Professor Fritz Haber (1868 - 1934), Nobelpreisträger für Chemie, eigentlich nichts. Das ist jedoch schon ganz viel, denn der Straßenname ehrt einen Mann, der als Chemiker eine ganz große Nummer war und dafür 1919 zu recht den Nobelpreis für Chemie verliehen bekommen hat. Aber Fritz Haber hat eine dunkle Seite, wie aus dem Wikipedia-Artikel über ihn hervorgeht:

"Durch Entwicklung der Ammoniaksynthese (zur Sprengstoffherstellung) bzw. technischer Verfahren zur Herstellung und Einsatz von Giftgas ist die Kriegführung gleichsam auf industrieller Basis möglich geworden. Das von ihm mitentwickelte Haber-Bosch-Verfahren legte die Grundlage der Weltjahresproduktion von synthetisiertem Stickstoffdünger von derzeit mehr als 100 Millionen Tonnen, der bei der Produktion der Ernährungsbasis für eine Hälfte der derzeitigen Weltbevölkerung bedeutsam geworden ist."

Segensreich also sein Wirken in Hinsicht auf die Versorgung der Menschheit mit Nahrungs-mitteln - verheerend dagegen in ihrer Wirkung die von ihm entwickelten technischen Ver- fahren, die eben die Herstellung von Giftgas zur Kriegsführung ermöglichen. Die dunkelste Facette seiner Person ist wohl aber sein mit hohem persönlichem Engagement versehener Fronteinsatz im Ersten Weltkrieg, in dem er höchst persönlich den Einsatz von Giftgas an der Flandernfront leitete und überwachte. Nach Ende des Krieges führte dies zu seiner zeitweiligen Verfolgung als Kriegsverbrecher wegen Verstoßes gegen die Haager Land- kriegsordnung.
In Syrien haben andere die Rolle von Kriegsverbrechern übernommen, indem sie Giftgas zum Einsatz brachten, und das nicht einmal gegen Kriegsgegner, sondern gegen die Zivilbevölkerung.

Die Frage, die wir uns in Sankt Augustin zu stellen haben lautet: 
Soll ein Mann, der diese zwei Gesichter hat, uneingeschränkt geehrt werden, indem eine Straße nach ihm benannt wird?

W. Köhler

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