Tarif-Gerechtigkeit und Kundenfreundlichkeit des VRS Rhein-Sieg sind nach heutigen
Maßstäben stark verbesserungswürdig und verbesserungsfähig.
“Die
Mäkelei an den zu hohen Ticketpreisen im Vergleich zu anderen
Verkehrs-betrieben wollen wir nicht wiederholen“, sagt Jürgen
Pabst, der ÖPNV-Berater der Fraktion Aufbruch!. “Aber die
Tarif-Gerechtigkeit und die Kunden-freundlichkeit sind nach heutigen
Maßstäben stark verbesserungswürdig und verbesserungsfähig.“
Irreführung
beim Ticket-Kauf
So
werden Kunden in der Linie 66/67 und an den Ticket-Automaten entlang
dieser Linie in Sankt Augustin (und anderen Gemeinden des Kreises) so
in die Irre geführt, dass sie ein leicht Ticket lösen können, das
ihnen bei einer Kontrolle zusätzliche € 40 aufgebrummt werden
können. Die Ticket-Automaten bieten nämlich auf ihrem
Start-Bildschirm dem arglosen Kunden neben dem Kurzstreckentarif
lediglich zahlreiche Varianten der Preisstufe 1b. Diese ist jedoch im
Rhein-Sieg-Kreis (und in den anderen Kreisen) gar nicht gültig.
Dasselbe gilt für den Tarif 2b. Für das richtige Ticket (z.B. 1a
bzw. 2a) muss man sich mühsam durch das Menü hangeln. “Warum also
diese Irreführung? fragt Dr.
Pabst. “Bei modernen Ticket-Automaten, z.B. denen der Deutschen
Bahn, gibt man das Fahrtziel per Tastatur ein und – siehe da! –
man kriegt das passende Ticket. Und selbst die mobilen Automaten in
den Stadtbahnen könnten entsprechend arbeiten, weil sie ja, dank
GPS, stets genau wissen, ob sie im Augenblick des Ticket-Kaufes im
Rhein-Sieg-Kreis oder in Bonn oder in Köln sind.“
Und
dann müsste man auch heutzutage erwarten dürfen, dass man an den
Automaten in den Bahnen nicht ausschließlich mit Münzgeld oder
Geldkarte bezahlen kann – für Reisegruppen wie etwa eine
Schulklasse eine finanz-logistische Herausforderung. Bei den hohen
Ticketpreisen sollte auch die Zahlung mit Geldscheinen möglich sein.
Ungerechtes
Tarifsystem
Jürgen
Pabst: “Das Tarifsystem ist vor Jahren wohlmeinend eingeführt
worden, erbost allerdings nach wie vor viele Kunden. Obwohl wir als
Aufbruch! streng auf Sankt Augustin beschränkt arbeiten, müssen wir
uns auf Grund der Klagen der ÖPNV-Kunden mit dem Tarifsystem
insgesamt befassen. Und da kommen wir zu dem Schluss: die
Orientierung der Tarife an den kommunalen Grenzen erzeugt grobe
Ungerechtigkeiten.“
Da
der Ticketpreis davon abhängt, wo gerade zufällig eine
Gemeindegrenze eine Fahrtroute des ÖPNV schneidet, ergibt sich z.B.
folgender Befund für ein Einzelticket:
- 1 km Fahrtstrecke kann zwischen 5 ct und 6,33 Euro kosten.
- Für 4 km können 1,90 € oder 5,00 € fällig werden.
- 44 km können 2,80 € oder 11,30 € kosten.
“Auch
in Hinsicht hierauf kann man einen Modernisierungsstau feststellen.
Denn auch in Hinsicht auf Tarif-Gerechtigkeit kann das heute
allgegenwärtige GPS und die schon im kleinsten Handy enthaltene
elektronisch Landkarte helfen. Gerecht wäre z.B. eine
Tarifstufensystematik nach Entfernungs-km (Luftlinie) von der
Einstiegshaltestelle aus. Wenn der Fahrkartenautomat (oder die
Verkaufsstelle) eine elektronische Landkarte enthält, lässt sich
relativ leicht die Preisstufe ermitteln. An den stationären
Automaten könnte zudem eine Landkarte mit konzentrischen Kreisen die
Tarifstufen anzeigen. Aber auch die mobilen Automaten in den
Fahrzeugen können dies anzeigen, da auch sie dank GPS ihren Standort
recht genau kennen. Jedem auch noch so Unkundigen kann dann zum
richtigen Ticket verholfen werden. Das wäre mal ein echter
Quantensprung für den
Verkehrsverbund.“
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